Ein Bericht über mein Radrennen im Jahr 2023. 560 Kilometer und 6.700 Höhenmeter galt es zu bewältigen. Das Race Around Austria unsupported Challenge.
Nach einem erfolgreichen Training nehme ich nun das Rennen in Angriff. Ich versuche, die prägnantesten Momente noch einmal hier festzuhalten. Viel Spaß!
Regeln:
Jeder Teilnehmer muss sich selbst versorgen. Unterstützung von außen ist untersagt (außer Trinkwasser, und das nur, wenn es nicht aktiv organisiert ist). Es gibt ein Depot in Steyr (etwas nach der Halbzeit), an dem man auf seine zuvor abgegebene Box mit Versorgung zugreifen kann. Start und Ziel: St. Georgen im Attergau.
16. August 2023
Heute ist es so weit. Am Vorabend des Rennens hat sich Nervosität bemerkbar gemacht. Der Schlaf war leider nicht ideal. Etwas müde mache ich mich also auf den Weg nach St. Georgen im Attergau. Um 09:00 komme ich in der Ortschaft an und suche mir einen Parkplatz. Gar nicht so einfach, wenn man das erste Mal dabei ist und der halbe Ort wegen des Rennens gesperrt ist.
Es ist noch ziemlich ruhig dort.
Nach der Ankunft machte ich mich auf die Suche nach dem Rennbüro, das ich schließlich nach einer Nachfrage in einem Innenhof fand. Nun konnte ich alles vorbereiten: Startnummern aufkleben, Reflektoren anbringen und natürlich ESSEN.
Danach verging die Zeit sehr langsam. Die Rennunterlagen mussten bis 10:00 Uhr abgeholt werden, und mein Start um 15:43 Uhr war festgelegt, also hatte ich seeehr viel Zeit. Das war jedoch ohne Hotelzimmer und bei der Hitze nicht ideal. Ich versuchte es wie andere Teilnehmer und machte es mir auf einem Spielplatz gemütlich – mit mäßigem Erfolg. Die Wiese im Schatten war nass und in der Sonne war es viel zu heiß. Ungemütlich. Ich wollte einfach nur noch aufs Rad.
15:00. Endlich. Das Warten hat ein Ende, und ich schlüpfe in mein Raddrress. Das war leichter gesagt als getan ohne eine Umkleidekabine in der Nähe. Aber wenigstens geht es jetzt endlich los. Wir geben unsere Kisten für das Depot in Steyr ab, ordnen uns nach den Startnummern und rollen gemütlich zur Startrampe.
Ab diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich nervös. Jetzt war schon was los am Marktplatz in St. Georgen. Im Minutentakt fuhren Teilnehmer von der Rampe. Noch ein kurzes Interview und dann ging es ab ins Rennen.
Meine Taktik für das Rennen:
Durchkommen
Spaß haben
Schaun was möglich ist nach vorne
Bei der Ernährung verließ ich mich hauptsächlich auf Gels. Sie sind schnell zu konsumieren und geben mir schnell nach dem Verzehr Energie zurück. Ich hatte zwischen 15 und 20 Stück davon am Start dabei. Zusätzlich hatte ich eine Packung Kekse und ein paar Cabanossi dabei (dazu später mehr).
Für die Flüssigkeitsversorgung plante ich, mit drei Flaschen zu je 750 ml auszukommen. Zwei Flaschen sollten griffbereit in den Halterungen sein, eine in der Rahmentasche. Eine Flasche enthielt Kohlenhydratpulver, die anderen beiden Leitungswasser. Ich plante, sie bei Geschäften an der Strecke nachzufüllen oder falls möglich, von den Begleitfahrzeugen anderer Teams.
15:43 Start
Ich rolle von der Rampe und drücke auf meinem Radcomputer, um den Start zu markieren. Kilometer 0,00, Zeit 0 Stunden 0 Minuten. Erster Kreisverkehr, geradeaus. Zweiter Kreisverkehr, ebenfalls geradeaus. Ich verlasse die Ortschaft. Beim nächsten Kreisverkehr denke ich, dass es wahrscheinlich nach links weitergeht, schaue jedoch sicherheitshalber auf den Radcomputer. Doch ich finde keine Navigationsanzeige. Schei*e!!!!! (Hätte ich doch nicht bei meiner letzten Trainingsfahrt an den Einstellungen meines Computers herumgespielt...)
Zum Glück finde ich doch noch eine Möglichkeit, zumindest eine kleine Karte anzeigen zu lassen. Ich werde mich wohl damit bis nach Mauthausen zufriedengeben müssen (den Rest der Strecke kenne ich gut genug)...
Es dauert nicht lange, bis das nächste Problem auftaucht. Diesmal nicht mein eigenes. Schon 2,50 Kilometer nach dem Start sehe ich einen Teilnehmer am Straßenrand mit einem Patschen stehen. Nach nur 2,50 Kilometern! Ich habe mit ihm mitgelitten, aber ich konnte nicht helfen. Hoffentlich konnte er trotzdem das Rennen finishen.
Bei Kilometer 6,00 hatte ich dann selbst Angst, dass ich mir einen Platten einfangen könnte. Die Strecke führte ernsthaft über einen Abschnitt mit Rollsplitt. Ich sah mich schon am Straßenrand stehen und den Reifen flicken.
Aber ich kam glimpflich davon. Dennoch dachte ich, wenn das so weitergeht, wird das ein ziemlich hartes Rennen. Auf solche Herausforderungen war ich ehrlich gesagt nicht wirklich vorbereitet.
Als ich Teilnehmer, die vor mir gestartet waren, auf der Strecke sah, ließ mich das jedoch mögliche Probleme vergessen. Das motivierte mich wieder! Bei Kilometer 15 hatte ich, wenn ich mich richtig erinnere, bereits 2 Mitstreiter überholt. Das gab mir einen Schub. Natürlich wurde auch ich überholt, aber Chancen auf den Sieg hatte ich mir sowieso nicht ausgerechnet ;-). Für mich galt es, dosiert zu starten und die Kraft einzuteilen. Das gelang mir dank der Daten vom Powermeter und Pulsgurt recht gut. Allerdings war die Nervosität in den ersten Stunden auch an meinem Pulsverlauf erkennbar. Etwa 10 Schläge zu hoch im Vergleich zu meinen Werten aus dem Training, trotz gleicher Leistung.
Die ersten 100 Kilometer der Strecke verliefen halbwegs flach, ideal, um ins Rennen zu kommen und es etwas entspannter anzugehen. Es hat wirklich Spaß gemacht. Der Verkehr war nicht zu stark, und die Temperatur beim Fahren war optimal. Perfekte Bedingungen für das Rennen. Da eine Annahme von Trinkwasser, das nicht aktiv im Voraus organisiert ist, erlaubt ist, konnte ich Kontakt zu Begleitfahrzeugen anderer Starter aufnehmen und um Wasser bitten. Wenn mich also ein Einzelstarter auf seinem Zeitfahrrad überholte und ich Wasser benötigte, konnte ich mich, sofern sie so nett waren, so mit Wasser versorgen. Das habe ich gleich zu Beginn genutzt, und es hat wirklich gut funktioniert. Das knappe Fahren neben dem Begleitfahrzeug erfordert eine Menge Konzentration, aber sonst lief es wirklich gut. Die Versorgung mit Wasser war also für den ersten Teil gesichert.
Bei Kilometer 110 kam dann der erste "richtige" Anstieg, von Schärding nach Schardenberg. Da stieg der Puls schon etwas höher, und man wünschte sich noch den einen oder anderen Gang mehr am Rad. Aber alles war machbar. Zu Beginn ist man ja noch frisch ;-)
Das Wetter ließ einen die Anstrengung ohnehin gleich wieder vergessen. Die Anhöhe nach Schardenberg erlebten wir in der schönen warmen Nachmittagssonne.
Kurz bevor ich zur Donau abfuhr, neigten sich meine Wasservorräte dem Ende zu. Ich entdeckte einen Ortsbrunnen und hielt kurzerhand an. Trotz der Beschriftung "Kein Trinkwasser" füllte ich zwei meiner Flaschen an dem Brunnen. "Besser dieses Wasser als gar keines", dachte ich mir. Während der Abfahrt wurde ich jedoch immer unsicherer über die Qualität des kühlen Inhalts meiner Flaschen. Ich beschloss, es dann doch nicht zu trinken und bei der nächsten Gelegenheit erneut anzuhalten.
Entlang der Donau rollte es richtig gut. Ich hatte bereits 150 Kilometer hinter mir, und es machte einfach Spaß, mit dem Rad unterwegs zu sein.
Bei einem Wirtshaus entlang der Strecke füllte ich dann alle meine Flaschen mit TRINKWASSER auf. Jetzt war ich sicher, dass alles passte ;-). Zufällig saßen zwei Helfer des Rennens im Gastgarten. Sie berichteten von schweren Regenfällen im Mühlviertel. Zum Abschluss meinten sie noch: "Genieß die nächsten Kilometer, besser wird es sicher nicht mehr."
Na super. Genau die Worte, die man nicht braucht, wenn man sich dem wohl schwierigsten Teil der Strecke nähert. Aber was soll's? Man muss weitermachen.
Als ich die Donau überquerte, war es schon dunkel. Der erste Anstieg hinauf ins Mühlviertel war einer der steilsten im Rennen. Das war wirklich hart, und aus dem Training wusste ich, was da noch alles auf mich zukommen würde. In solchen Momenten braucht man wirklich einen starken Kopf, der einen weitermachen lässt. Kurz vor Ende des Anstiegs wurde ich noch von einem Fan an der Strecke angefeuert. Das gab mir dann die Kraft, zügig weiterzufahren.
Dieser Teil der Strecke war ziemlich hügelig. Es war schwierig, einen Rhythmus zu finden, und die Aufleger benötigte ich so gut wie nie. Entlang der Straße war auch wenig Betrieb. Wälder, Wiesen, vereinzelt ein paar Häuser. Ansonsten war dort nicht viel los.
Um ca. 22:30 Uhr erreichte ich Kollerschlag. Durch meine Planung der Trinkwasserversorgung entlang der Strecke wusste ich, dass ich um 23:00 Uhr an einer Tankstelle in dem Ort noch Wasser bekommen könnte. Ob ich zu dieser Zeit wirklich schon in dem Ort sein würde, konnte ich jedoch nicht voraussagen. Tja, die Tankstelle hatte trotzdem zu. Die Öffnungszeiten auf Google Maps waren falsch. Also musste ich auf die nächste Gelegenheit warten.
Meine Rettung waren ein paar Kinder, die in der nächsten Ortschaft Wasser in Bechern verteilten. Sie hatten eine Riesenfreude dabei und füllten immer wieder nach, bis ich fast Bauchweh davon hatte. Meine Trinkflaschen waren dennoch fast leer, also galt ab jetzt: Nimm alles, was du kriegen kannst!
Die Strecke führte weiterhin Richtung Norden. Durch Erzählungen wusste ich, dass in den nächsten Ortschaften mehr los sein würde als auf dem restlichen Streckenabschnitt.
Hier zum Beispiel in Julbach:
oder Ulrichsberg:
Beim Kreisverkehr in Ulrichsberg hatte ich dann noch einmal Glück. Eine Teilnehmerin auf einem Zeitfahrrad überholte mich, und sofort dachte ich, dass das meine Chance auf Wasser sein könnte. Ich bremste ab, fuhr rechts ran und begann, mich bemerkbar zu machen. Das Begleitfahrzeug der Teilnehmerin hielt tatsächlich an! Ich schilderte kurz meine Situation, und schon flog eine Flasche Wasser aus dem Auto in meine Richtung. Perfekt. Ich konnte meine Trinkflaschen auffüllen und beruhigt weiterfahren. Vor dem Anstieg nach Guglwald (7,8 km, 340 Höhenmeter) hatte ich nämlich großen Respekt. Da war Trinken umso wichtiger. Zum Glück waren die Temperaturen in der Nacht dann recht angenehm, und ich verbrauchte wenig Wasser. Das reichte übrigens dann bis nach Steyr aus.
Doch zuerst galt es noch einige sehr hügelige Kilometer zurückzulegen. Vom vorhergesagten Regen war zum Glück keine Spur. Ich muss zugeben, ich hätte nicht gewusst, was ich hätte tun sollen. Meine Ausrüstung war definitiv nicht darauf ausgelegt gewesen.
Irgendwo im Mühlviertel am 17.8.2023 um 02:03
Wie im Video zu sehen ist, fuhr ich teilweise mit anderen Fahrern durch die Nacht. Jeder versuchte sich abzusetzen, doch so richtig gelang das niemandem. Wir fuhren daher die Anstiege oft recht knapp hintereinander. Das erleichterte das Fahren durch die Nacht enorm und half auch beim Stromsparen der Lampen.
Irgendwann kamen wir dann endlich in Freistadt an. An diese Kilometer erinnere ich mich noch sehr gut. Die beleuchteten Straßen waren eine willkommene Abwechslung. Der gute Asphalt war eine Wohltat, und wir rasten durch die Straßen. Ein echt tolles Gefühl! Sicherlich eines der schönsten in diesem Rennen.
Und kurz danach: HALBZEIT! Möglicherweise konnte man einen richtig schlechten Juchaza durch die Nacht hören. Ich war einfach überglücklich! Nur noch 280 Kilometer! Das war nach so langer Fahrzeit wirklich aufbauend und machte die mittlerweile bemerkbare Müdigkeit etwas erträglicher.
Aber weiter ging es, ab in den Süden und in Richtung Donau. Zu dieser Zeit waren wir zu viert unterwegs. Ich fühlte mich noch richtig gut und wollte wieder einmal versuchen, mich von den anderen Fahrern abzusetzen. Nach einem kurzen, steilen Anstieg hatte ich schon einen Abstand zu meinen Mitstreitern. Und dann ging es bergab.
Es müssen etwa 50 km/h gewesen sein, als plötzlich ein REH mitten auf der Straße stand! Ich sah den Straßengraben und dachte: Schei*e, der gehört jetzt mir....
Bis heute kann ich mir nicht erklären, wie ich bei der Vollbremsung nicht über das Rad geflogen bin. Ich kam gerade noch rechtzeitig zum Stillstand, kurz vor dem Tier. Es war wirklich knapp. Mein Vorderrad und mein Schienbein berührten das Reh. Es schrie ganz merkwürdig laut auf. So etwas hatte ich noch nie gehört.
Dann holten mich die anderen Fahrer wieder ein. Einer, der den Vorfall anscheinend beobachtet hatte, blieb kurz stehen und fragte mich, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte und sammelte mich kurz. Ich stand immer noch mitten auf der Straße. Jetzt war ich wieder hellwach.
So bin ich also mit meinem Rad mitten in der Nacht einem Reh über die Zehen gefahren ;-) Die restlichen Kilometer hinunter bis zur Donau verliefen zum Glück ruhig. Ich war so erleichtert, als ich über die Donaubrücke fuhr. Es fühlte sich gut an, wieder in bekanntem Gebiet zu sein.
Die verbleibende Strecke bis zum Depot war eher flach. Es war immer noch angenehm zu fahren. Alles trocken, kein Wind. Läuft super. Das Begleitfahrzeug eines Fahrers, der sich nach dem Überholen nicht richtig absetzen konnte, hatte besonders grelle Drehlichter. Das konnte auf Dauer ziemlich nervig werden.
Um 04:00 Uhr war ich endlich in Steyr und somit am Depot angekommen. Ich begab mich sofort auf die Suche nach meiner Kiste. Es galt keine Zeit zu verlieren. Ich füllte meine Trinkflaschen auf und stockte meinen Gelvorrat wieder auf. Dann versuchte ich mein starkes Licht für die Nacht, das ich hochprofessionell mit Panzertape und Kabelbinder am Lenker befestigt hatte, abzumontieren. Aber das war viel schwieriger abzubekommen als gedacht. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit. Die anderen Teilnehmer machten sich derweil schon wieder auf den Weg. Ich wurde schon etwas ungeduldig, als sich das Licht endlich löste. Schnell alles in die Kiste und weiter geht's!
Aber so schnell ging es gar nicht weiter. Nun machte sich doch die Müdigkeit bemerkbar. Ungefähr eine Stunde nach dem Depot fühlte es sich an, als hätte ich überhaupt keine Kraft mehr. Alles war mühsam. Die Motivation ließ auch zu wünschen übrig. Die schon so lange andauernde Dunkelheit trug ihr Übriges dazu bei. So fuhr ich zu diesem Zeitpunkt nur noch gemütlich weiter. Die Gels hatten mir auch schon besser geschmeckt... Etwas Saures musste her!
Schon vom Start an hatte ich eine kleine Packung mit Wurst und Crackern dabei, weil ich wusste: Irgendwann brauche ich etwas Saures. Und es war göttlich!!! Ich stopfte alles in mich hinein, was Platz hatte. Geradeso, dass ich noch atmen konnte. Aber es war einfach SO gut und eine extrem willkommene Abwechslung beim Essen.
Von der salzigen Nahrung abgelenkt, fühlte ich mich nach etwa einer Stunde des Einbruchs wieder besser, und ich begann wieder stärker zu treten. Langsam dämmerte es, was natürlich auch zusätzlich in solch einer Situation motiviert.
Das war in der Gegend von Reichraming, also noch ein gutes Stück vor dem Hengstpass, der nächsten Herausforderung. Auf dem Weg dorthin versuchte ich noch so viel Energie wie möglich in mich hineinzustopfen, um dort auch gut raufzukommen.
Ich hatte dann auch genug Kraft für die Auffahrt (50 km, 576 Höhenmeter), aber sie zog sich ewig dahin. Noch nie kam mir diese Straße so steil vor. In meinen Trainingseinheiten war das Stück doch immer flacher erschienen...
Aber ich schaffte es auch dieses Mal bis rauf. Um etwa 08:00 Uhr kam ich oben an und holte mir noch schnell etwas Wasser am Trinkwasserbrunnen. Danach ging es gleich wieder auf der anderen Seite Richtung Windischgarsten hinab. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann fast keine Fotos oder Videos mehr gemacht. Auf der Straße von Windischgarsten nach Micheldorf war schon ordentlich Verkehr. Das war ich von den Kilometern zuvor nicht gewohnt. Da blieb keine Zeit fürs Handy. Ich versuchte, diesen Abschnitt gut hinter mich zu bringen und Energie zu sparen. Ein weiterer Anstieg wartete schon. Der Anstieg auf den Ziehberg war genauso steil, wie ich ihn in Erinnerung hatte ;-). Aber dort wurde ich von meiner Familie überrascht. Das motivierte mich dann, so schnell wie möglich dort hinaufzufahren.
Zu diesem Zeitpunkt machte sich die Temperatur das erste Mal so richtig bemerkbar. Bergauf ohne Fahrtwind wurde es schon richtig warm. Und ich hatte noch einiges vor mir... Die weitere Strecke von Scharnstein nach Gmunden verlief unspektakulär. Das kurze Stück auf der extrem stark befahrenen Straße ließ mich kurz zweifeln, ob ich da heil wegkomme. Das war echt nicht lustig. Aber letztlich kam ich gut nach Gmunden.
An einer Tankstelle füllte ich meine Flaschen ein letztes Mal auf und machte mich auf den Weg Richtung Endgegner.
Großalm Höhe oder Hochlecken. Eine lange Anfahrt und zum Schluss bis zu 12% Steigung. Das brannte noch mal richtig in den Beinen. Es war eine echte Qual da rauf, und ich war so froh, als es oben endlich flach wurde und ich die Abfahrt hinunterrollte. Attersee, ich komme!
Ich wusste, wenn ich das geschafft habe, ist das Schlimmste vorbei. Noch ca. 40 km. Also noch eine gute Stunde, um alles zu geben. Viel war es zu dem Zeitpunkt natürlich nicht mehr. Die Kraft war schon lange aufgebraucht. Zudem wurde es jetzt richtig heiß! Es war um die Mittagszeit. Viel Schatten gab es auch nicht auf der Strecke, und mein Körper machte sich nun doch bemerkbar. An Armen und Beinen fing es an zu zwicken, und im Bereich des Mittelfußes begann die Oberseite komisch zu brennen. Das hatte ich vorher noch nie erlebt. Nur noch ein paar Kilometer.
Es war eine Qual. Keine Kraft mehr, die Hitze und die wachsenden Schmerzen ließen mich fast verzweifeln.
Und dann! Nach 21 Stunden und 34 Minuten war ich endlich im Ziel! 560 Kilometer am Rad. Ich war wirklich stolz auf meine Leistung! Ich hatte doch viel Zeit (und auch Geld) in das Projekt investiert. Das Gefühl zu diesem Zeitpunkt war jedoch unbezahlbar.
Ich nahm noch kurz in einem Zelt Platz, ehe ich Richtung Bühne rollte und dort die "Trophäe" erhielt. Nach ein paar Worten über das Rennen konnte ich mich dann endlich wirklich in einen Liegestuhl setzen und mich sammeln.
Ein paar Eindrücke vom Ziel:
Den restlichen Tag habe ich dann nicht mehr viel unternommen. ;-) Rad und Sachen ins Auto geräumt und zum Hotel gefahren. Endlich duschen! Das ist doch immer das Beste nach solchen Abenteuern. Und ein Nickerchen, das war auch schon dringend notwendig. Nach kurzer Zeit wurde der Hunger aber zu groß und es gab was zu Essen im Restaurant. Feste Nahrung. Es war zwar nur ein Tag, aber mir kam es vor, als hätte ich ewig nichts gegessen.
Als ich vom Tisch aufstehen wollte, spürte ich dann meine Beine. Schwer wie Blei. Ich konnte mich nur langsam bewegen, alles war mühsam. Aber das gehört nun mal dazu. Ich war einfach glücklich, dass ich das Rennen finishen konnte und mein Vorhaben so gut überstanden habe.
Fazit
Ein echt cooles Abenteuer, das auf jeden Fall Spaß machen kann, wenn man richtig darauf vorbereitet ist und halbwegs vernünftige Ausrüstung benutzt!
Mit meiner Zeit von 21 Stunden und 34 Minuten konnte ich den 11. Platz belegen. Das ist natürlich auch noch eine schöne Bestätigung für die ganzen Trainingsstunden in der Vorbereitungszeit. Es hat sich für mich absolut ausgezahlt und war eine wertvolle sportliche Erfahrung für mich.
Übrigens: Wenn du überlgest so ein Rennen zu fahren oder das Rennradfahren allgemein zu betreiben und zwischen 180cm und 190cm groß bist habe ich etwas für dich. Unbedingt anschauen! ;-)
Wenn du noch mehr zu diesem Abenteuer erfahren willst, schreib es mir in die Kommentare.
Bis Bald Matt
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